Preisträger:innen des WORTMELDUNGEN-Förderpreises 2021

Melanie Sasha Berger, Samuel J. Kramer und Benedikt Kuhn waren die Preisträger:innen des mit 15.000 Euro dotierten WORTMELDUNGEN-Förderpreises 2021. Der Preis wurde zu gleichen Teilen vergeben. Auch im Jahre 21, wurde einer der Preise ausdrücklich für eine Rede ausgeschrieben. Samuel J. Kramer erhielt ihn für seine Rede Nichts an einem Waldbrand ist unsichtbar. Melanie Sasha Berger wurde für ihre Kurzgeschichte Pan Più und Benedikt Kuhn für seine Erzählung Erdkunden ausgezeichnet. Geantwortet hatten sie alle drei auf Marion Poschmanns Aufruf: Vom Unsichtbaren schreiben, die Gegenwart sehen. Wie tritt der Klimawandel in Erscheinung?

"Die Jury zeigte sich beeindruckt vom Gespür dieser jungen literarischen Generation für die längst schon gegenwärtige Präsenz des Klimawandels. Die eingereichten Texte sind geprägt von dem Wissen, sich mitten in Umwälzungen mit unüberschaubaren Folgen zu befinden. Das Bewusstsein, dass Erzählen ein Handeln nicht ersetzt, aber doch dessen Möglichkeiten und Bedingungen auslotet, spielt in diesen Texten eine wichtige Rolle. Mit Dringlichkeit und reflexiver Klarsicht und Zuversicht eröffnen sich Räume für neue Erzählungen, die weder in Tristesse totale versinken noch den handelsüblichen Verharmlosungen das Wort reden. Im Vertrauen auf die literarische Gestaltung suchen die Beiträge dieses Jahrgangs das erzählerische Risiko." (Begründung der Jury)


Melanie Sasha Berger

"Im Rahmen einer Vater-Tochter-Geschichte nimmt die Klimakatastrophe bei Pan Più auf vielfältige und subtile Weise Gestalt an: als globale Systemkrise, bei der sich der Beherrschungszwang des Menschen gegen diesen selbst richtet. Als ökologische Krise, die Existenzen vernichtet. Als zwischenmenschliche Krise, in der Entfremdung um sich greift.

Melanie Sasha Berger tritt diesen Verwerfungen mit Schärfe, Präzision und Gewitztheit entgegen, mit einer Lust am Sprachspiel und am literarischen Aufbegehren. Poetisch, fein nuanciert und voller überraschender Wendungen, verharrt Pan Più jedoch nicht bei der Anklage – der Text lenkt den Blick auf die Möglichkeit der Selbstermächtigung."

Melanie Sasha Berger (*1994 in Wien) studierte Wirtschaftswissenschaften am Bodensee und Politische Theorie in New York City. Nach Mitarbeit in demokratiepolitischen Projekten befasst sie sich derzeit kritisch mit einem linken Geschichtsbegriff in Theorie und Praxis. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Pan Più FP21 Sasha Melanie Berger

Samuel J. Kramer

"In seiner Rede Nichts an einem Waldbrand ist unsichtbar  führt uns Samuel J. Kramer im übergroßen Panoramablick auf den Punkt genau vor, wie unverkennbar sichtbar der Klimawandel bereits in Erscheinung getreten ist.

Er eröffnet ein atemberaubend weites Spektrum: Vom Öl-Konzern, zur Sorge um Allmende und Ödipus-Tragödie, bis zum einzelnen Schweißtropfen auf der Haut. Dabei wird eines ganz klar: Ohne politischen Kampf wird es keine lebenswerte Zukunft geben."

Samuel J. Kramer (*1996 in Gießen) wohnt in Offenbach und ist Autor, Künstler, Aktivist und studiert Philosophie. 2020 erschien die von ihm edierte Anthologie Poetry for Future. Er tritt weltweit mit seinen Spokenword-Texten auf und entwickelte das im deutschsprachigen Raum einzigartige Lyrik-Livestream-Format close.

Nichts an einem Waldbrand ist unsichtbar FP21 Samuel Kramer

Benedikt Kuhn

"Benedikt Kuhns Erdkunden ist ein rasanter Ritt auf der Sprachwelle fremder Texte. Theoretisch versiert, einen eigenen Flow erzeugend, zugleich präzise bis in das kleinste Detail. 

Es gilt als wertschöpfender Verbraucher von den globalen Verwertungsketten zu profitieren: Hier noch ein Sonderangebot seltener Erden, dort noch ein Text-Ressourcen-Schnäppchen – bis zum totalen Ausverkauf. Kuhns Erdkunden initiiert ein hochsensibles literarisches Aufschreibesystem, um diesen Atmosphärenwandel einzufangen."

Benedikt Kuhn (*1994 in Heidelberg) studierte zunächst Literarisches Schreiben und Philosophie in Leipzig und zurzeit Kulturwissenschaften in Lüneburg, wo er auch lebt. Er arbeitet schriftbasiert in verschiedenen Medien, derzeit gilt sein Hauptinteresse Theoriefiktion sowie zeitgenössischen Formen der visuellen und experimentellen Poesie.

Erdkunden FP21 Benedikt Kuhn

Interviews im Podcast WORTWÖRTLICH mit den drei Preisträger:innen

Shortlist zum Förderpreis-Aufruf 2021: „Vom Unsichtbaren schreiben, die Gegenwart sehen. Wie tritt der Klimawandel in Erscheinung?“

Zehn literarische Auseinandersetzungen mit dem Klimawandel wurden für die Shortlist des WORTMELDUNGEN-Förderpreises 2021 nominiert.
Die Jury sagte dazu: „Die Bandbreite der Texte, die der Gegenwart ins Auge blicken, war sehr groß. Sie erfassen den Klimawandel in seinen vielfältigen Erscheinungen und wirken wie ein Panoptikum der Ängste und des Gestaltungsmuts junger Autor:innen, die profund belesen und erzählerisch experimentierfreudig sind. Hier wird sensibilisiert für das drängende Thema unserer Zeit; politisiert, immer im Bewusstsein der literarischen Tradition. Diese Texte machen sich nichts vor. Ihre große Aktualität wird durch die Meldungen der letzten Wochen täglich bestätigt. Diese junge Generation schreibt im Wettlauf mit der Zeit.“

Die Texte der Shortlist-Autor:innen sind hier veröffentlicht – es sind sechs Erzähltexte, ein Essay und drei Reden.

Preisverleihung und Lesenacht 2021: 10 junge Texte zum Klimawandel

Die Lesenacht mit den Shortlist Autor:innen des Förderpreises und die Preisverleihung 2021 fanden am 26. November 2021 in der jugend-kultur-kirche sankt peter statt.

Vom Unsichtbaren schreiben, die Gegenwart sehen. Wie tritt der Klimawandel in Erscheinung?  Mit dieser Frage richtete sich die WORTMELDUNGEN-Literaturpreisträgerin Marion Poschmann an die Nachwuchsautor:innen. Vielfältige Antworten spiegelten sowohl die Ängste als auch den Gestaltungsmut einer jungen Generation wider, die im Wettlauf mit der Zeit schreibt.
Im Laufe des Abends lasen alle 10 Autor:innen der Shortlist kurze Ausschnitte aus ihren Texten und stellten sich im Gespräch mit Florian Werner vor, der den Abend moderierte. Die drei Förderpreisgewinner:innen wurden durch Marion Poschmann und die Jury des WORTMELDUNGEN-Förderpreises ausgezeichnet.
Musikalisch gerahmt wurden die Lesungen durch Studierende des Studiojahr Schauspiel, begleitet von Günter Lehr am Klavier.

Text: 10 junge Autor:innen und ihre Texte zum Klimawandel. Es lasen Katharina Bauer, Melanie Sasha Berger, Tamara Lisa Fehleisen, Iven Yorick Fenker, Noah Grossmann, Jess, Samuel J. Kramer, Benedikt Kuhn, Florian Kurz und Estella Alejandra Tambini Stollwerck.
Gesang: Amaru Albancando, Fenna Benetz, Lenz Moretti, Alexej Philipp Voigtländer. Günter Lehr (Piano).
Moderation: Florian Werner führte durch den Abend.

Einen Rückblick der Veranstaltung finden Sie hier.

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