WORTMELDUNGEN Literaturpreis-Verleihung 2020 an Kathrin Röggla

Die Verleihung des WORTMELDUNGEN-Literaturpreises an die Autorin Kathrin Röggla für ihren Text Bauernkriegspanorama fand in diesem Jahr als Radiosendung statt. Sie wurde am 15. November 2020 um 12:04 Uhr von hr2-kultur in der Sendung Literaturland Hessen ausgestrahlt und am 21. November um 18:04 Uhr wiederholt. Falls Sie die Sendung verpasst haben oder noch einmal anhören möchten, finden Sie hier die Aufzeichnung:

Sendung zur WORTMELDUNGEN Literaturpreis-Verleihung 2020 an Kathrin Röggla auf hr2-kultur vom 15.11.2020, 12:00 Uhr:

Zu hören ist die Laudatio von Beate Gütschow, ein Ausschnitt aus dem auf Grundlage des Preisträgerinnentextes entstandenen gleichnamigen Hörspiels von Leopold von Verschuer sowie Dankesworte von Kathrin Röggla. Im zweiten Teil der Sendung diskutiert Kathrin Röggla mit dem Soziologen Sighard Neckel, der Extremismusforscherin Julia Ebner und dem Gründer des Vereins mehr als wählen e.V. Dominik Herold über die Fragestellungen, die ihr Text aufwirft. Die Moderation der Sendung hat Klaus Walter.

Kathrin Röggla entwirft in ihrem Bauernkriegspanorama das Bild einer Gesellschaft, die von Spaltungsprozessen und gesellschaftlicher Regression geprägt ist. Es geht um soziale Spaltung, Stadt-Land-Gefälle, Rechtspopulismus und die Hilflosigkeit der sogenannten politischen Mitte. Diese Themen sollen im Gespräch vor dem Hintergrund der aktuellen pandemiebestimmten Lage diskutiert werden.

Hörspielfassung des prämierten Textes

Rögglas Text Bauernkriegspanorama wurde von Leopold von Verschuer als Hörspielfassung (Sprecher*innen: Liese Lyon, Severin von Hoensbroech, Leopold von Verschuer) vertont und wurde am 28.11.2020 auf hr2-kultur in der Sendung The Artist’s Corner ausgestrahlt. Hier finden Sie die Aufzeichnung zum Nachhören:
Sendung The Artist's Corner auf hr2-kultur vom 28.11.2020, 23:00 Uhr. 

Vorproduktion der Preisverleihungs-Sendung mit hr2-kultur am 31.10.2020

Die Preisverleihungs-Sendung wurde am 31.10.2020 unter Einhaltung der Hygiene-Bedingungen vorproduziert. Zu Gast waren die Preisträgerin Kathrin Röggla, der Moderator Klaus Walter und die Gesprächsteilnehmer Sighard Neckel und Dominik Herold. Julia Ebner, eine weitere Gesprächspartnerin, war aus London zugeschaltet.
(Fotos: Nina Werth)

Die Beteiligten der Preisverleihungs-Sendung und des Hörspiels

Julia Ebner

forscht am Institute for Strategic Dialogue in London zu Online-Extremismus. Sie arbeitet mit zahlreichen Regierungsorganisationen und Polizeiorganen zusammen, ist Online-Extremismus-Beraterin der UN, NATO und der Weltbank.

Sie schreibt regelmäßig für den Guardian und die Süddeutsche Zeitung, war unter anderem bei Markus Lanz, den Tagesthe-men und dem heute-journal zu Gast. Ihr Buch Wut. Was Islamisten und Rechtsextreme mit uns machen (2018) war ein SPIEGEL-Bestseller.

Beate Gütschow

ist eine deutsche Künstlerin. Ihre Arbeiten wurden bereits in angesehenen Ausstellungshäusern wie der Kunsthalle im Lipsiusbau in Dresden, der Kunsthalle Nürnberg oder dem Museum of Contemporary Photography in Chicago (US) ausgestellt.

Sie befinden sich im Besitz vieler privater und öffentlicher Sammlungen, darunter die Art Collection Deutsche Börse, das Solomon R. Guggenheim Museum in New York (US), die Hamburger Kunsthalle, das Städel Museum in Frankfurt, das Kunsthaus Zürich (CH), das San Francisco Museum of Modern Art und das Metropolitan Museum of Art in New York (US).

Sie studierte an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (1993–2000) und an der Kunsthøgskolen i Oslo, Oslo National Academy of the Arts in Norwegen (1997). Neben dem Ars Viva Preis wurde Beate Gütschow auch mit dem Otto-Dix-Preis / IBM Kunstpreis Neue Medien ausgezeichnet. Ebenfalls erhielt sie ein Stipendium für einen Aufenthalt in der Villa Aurora in Los Angeles.

Franz Hackl

ist Jazztrompeter und Musikinstrumentenbauer und war bereits mit 14 Jahren Solotrompeter bei den Tiroler Kaiserjägern.

Nach der Lehre als Instrumentenbauer bei seinem Vater studier-te er Philosophie und Musikwissenschaften in Wien, lernte an der Jazzabteilung des Konser-vatoriums und trat im Vienna Art Orchestra auf. Schließlich zog er nach New York, verfeinerte sein Spiel bei Lew Soloff und spielte u.a. mit der Gruppe Sound Liberation um Gene Pritsker. Mit Paul Zauner gründete er 1992 die Band ITSLYF, die mit Musikern wie David Gilmore u.v.m. auf weltweite Tourneen ging. Mit seinem IDO Quartet interpretiert er Tiroler Volkswei-sen in der Art des Fusionjazz und ist auf Alben von Corin Curschellas oder Peter Herbert zu hören. Seit 1993 veranstaltet er alljährlich in Schwaz/Tirol das Outreach Festival & Academy.

Dominik Herold

studierte in Frankfurt, Darmstadt, Toronto, München und Wien Philosophie und Politische Theorie. Er beschäftigt sich besonders mit Fragen der Identität, Kritik und Macht.

2015 koor-dinierte er die Freiwillige Spontanhilfe während der Geflüchtetennotversorgung in München. 2018 gründete er den Verein mehr als wählen e.V. und initiierte den Frankfurter Demokratie-konvent - einen dauerhaften, zufällig ausgelosten Bürger*innenrat auf kommunaler Ebene. Mit seinem Verein versucht Herold, neue Räume der demokratischen Selbstwirksamkeit zu öff-nen. Derzeit promoviert er zum Verhältnis von Radikaldemokratie und Affektivität am Institut für Philosophie der Goethe-Universität Frankfurt.

Severin von Honsbroech

ist Schauspieler, Regisseur, Theatermacher und Psychologe. Er studierte Schauspiel und Regie, Psychologie und Philosophie in Ulm, Wien und Bonn.

Es folgten zahlreiche Workshops für Regie, Schauspiel, Theatersport und eine Ausbildung zum systemischen Organisationsbe-rater, sowie die Lizensierung zum MBTI-Trainer.
Als Schauspieler trat er u.a. im Volkstheater Wien, im Schauspiel Bonn, bei den Salzburger Festspielen auf und arbeitete mit Regisseuren wie Peter Stein, Thirza Brunken und Frank Heuel. Mit dem fringe ensemble Bonn verbindet ihn eine langjährige und stückreiche Bezie-hung. Im Fernsehen erschien er 2008 in einer Hauptrolle in der Pro7-Serie Spoons und ist seither immer wieder in TV- (u.a. Tatort, Soko Köln) und Kinoproduktionen (u.a. unter David Cronenberg und Lars von Trier) zu sehen.
 

Liese Lyon

ist freie Schauspielerin und Sängerin. Ihre Ausbildung erhielt sie an der Schauspielschule Krauss in Wien, als Elevin am Wiener Burgtheater und an der Dell'Arte School of Physical Theatre in Nordkalifornien.

Sie hat unter anderem bei den Wiener Festwochen, beim Steiri-schen Herbst, am Wiener Schauspielhaus unter Hans Gratzer, am Volkstheater Wien, am Theater im Rabenhof, am Schauspiel Frankfurt und in zahlreichen freien Produktionen gear-beitet. Außerdem war sie für Film und Fernsehen (u.a.Gastauftritte im Frankfurter Tatort) tätig und hat mit der Theaterregisseurin Elisabeth Gabriel und der Tanzdramaturgin Johanna Milz im Jahr 2011 den Jodlklub gegründet.

Sighard Neckel

ist Professor für Gesellschaftsanalyse und sozialen Wandel an der Universität Hamburg. Er studierte Soziologie, Rechtswissenschaft und Philosophie an der Universität Bielefeld und der Freien Universität Berlin.

1990 promovierte er mit einer Arbeit über "Status und Scham", 1996 habilitierte er sich im Fach Soziologie mit einer Gemeindestudie zum politischen Wandel in Ostdeutschland. Danach Professuren u.a. in Gießen, Wien und Frankfurt a.M., bevor er 2016 an die Universität Hamburg berufen wurde. Gastprofessuren und Fellowships in den USA, Südkorea, Australien, Polen, Griechenland und der Schweiz.  Zahlreiche Publikationen, u.a. "Flucht nach vorn. Die Erfolgskultur der Marktgesellschaft" (2008), "Strukturierte Verantwor-tungslosigkeit. Berichte aus der Bankenwelt" (2010), "Sternstunden der Soziologie" (2010), "Leistung und Erschöpfung" (2013), "Die Gesellschaft der Nachhaltigkeit" (2018), "Die globale Finanzklasse" (2018).

Kathrin Röggla

lebt als Schriftstellerin in Berlin und Köln. Sie veröffentlichte viele Prosabände, zuletzt Nachtsendung. Unheimliche Geschichten (2016), Essays wie Die falsche Frage.

Über Theater, Politik und die Kunst, das Fürchten nicht zu verlernen (2015), zahlreiche Theatertexte, zuletzt Normalver-diener (2017), und Hörspiele, zuletzt Verfahren (WDR/BR, Januar 2020), das sich mit dem Gerichtsverfahren zu den Verbrechen des NSU auseinandersetzt. Als Kunstschaffende zwi-schen den Medien produzierte sie auch einen Dokumentarfilm (ZDF 2012), arbeitete installativ und kuratierte eine Ausstellung mit dem Titel Der Elefant im Raum in der Akademie der Künste (2019). Für ihre literarischen Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeich-net, u.a. mit dem Arthur-Schnitzler-Preis (2012) oder dem Nestroy für das beste Theater-stück (2011). Kathrin Röggla ist seit 2015 Vize-Präsidentin der Akademie der Künste in Berlin und seit August 2020 Professorin für Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien Köln.

Leonard von Verschuer

ist Schauspieler, Übersetzer und Regisseur und bewegt sich zwischen Theater, Literatur und Radiokunst. Eine besondere Zusammenarbeit verbindet ihn mit den Autoren Valère Novarina (Paris) und Kathrin Röggla (Berlin).

Er spielte und/oder inszenierte sie in Köln, Paris, Avignon, Wien, Graz, Lissabon, Düsseldorf, Mülheim, Zürich, Genf, Lausanne und Berlin. Seine Über-setzungen aus dem Französischen erscheinen im Alexander Verlag und seit 2011 im Verlag Matthes & Seitz. Für Kathrin Röggla realisierte er zahlreiche Hörspiele beim Bayerischen Rundfunk und Deutschlandradio Kultur. In Rögglas Uraufführungen „fake reports“, „junk space“ „Sie haben so viel Liebe gegeben, Herr Kinski“, „Publikumsberatung“ und „Kinderkrie-gen“ stand er als Schauspieler auf der Bühne, selbst inszenierte er die Uraufführungen „Pub-likumsberatung“, „worst case“, „Nicht hier oder die Kunst zurückzukehren“, „Normalverdie-ner“. In der Akademie der Künste Berlin realisierte er 2019 Kathrin Rögglas Klangraum-Installation „Der Elefant im Raum“ mit den Stimmen von Angela Winkler, Jens Harzer, Vera Tscheplanowa und Hanns Zischler.

Klaus Walter

arbeitet seit Mitte der 1970er Jahre als Autor und Radiomacher zu Popkultur, Fußball und Politik.

Von 1984 bis 2008 war er Moderator und Gestalter der Sendung Der Ball ist rund beim Hessischen Rundfunk, seit 2008 arbeitet Walter als Redakteur und Moderator bei dem Internetradio ByteFM. Mit Frank Witzel und Thomas Meinecke veröffentlichte er die Bücher Plattenspieler (2005) und Bundesrepublik Deutschland (2009).

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